Mit Segen unterwegs
Die Landeskirche Braunschweig befindet sich in einen Zukunftsprozess. Unter dem Motto „Mit Segen unterwegs“ will sie sich neu aufstellen und so auf die zu erwartenden gesellschaftlichen Veränderungen reagieren. Hier finden Sie die zentralen Entwicklungen.
Sechs Thesen zur Zukunft der Kirche
Prof. Uta Pohl-Patalong im Austausch mit Kirche und Diakonie
„Aufbrechen mit leichtem Gepäck“ – für die Kirche von morgen. Unter diesem Motto kamen rund 60 Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie im Theologischen Zentrum in Braunschweig zusammen. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Zukunftsprozesses der Landeskirche statt. Als Referentin kam Prof. Uta Pohl-Patalong aus Kiel hinzu. Sie stellte sechs Thesen zur Zukunft der Kirche vor, die sie aus ihrem aktuellen Buch „Kirche gestalten – Wie die Zukunft gelingen kann“ ableitete.
Demnach solle Kirche jenseits ihres parochialen Charakters neu gedacht werden. Damit einher gehe laut Prof. Uta Pohl-Patalong auch, dass kirchliche Orte neu gedacht werden müssen. Das können beispielsweise auch rein digitale Orte sein oder es sollten zumindest zusätzlich digitale Angebote geschaffen werden. Die kirchlichen Angebote müssten dafür von ihren Chancen her neu gedacht werden.
Außerdem müssen sich Kirchen laut der Professorin von ihrer gemeindlichen Normalform verabschieden. Die Referentin plädierte dafür, dass Kirche generell dort sein sollte, wo die Begegnung zwischen Menschen stattfindet und wo das Evangelium erfahrbar gemacht wird.
Drittens müsse Kirche künftig arbeitsteiliger gestaltet werden. Das könne dann zu einer Entlastung der Gemeinden führen. Haupt- und Ehrenamtliche hätten durch eine stärkere Arbeitsteilung die Möglichkeit, schweres Gepäck abzulegen und mit leichtem Gepäck, also ihren originären Aufgaben, weiterzuarbeiten. Dies kann auch dazu führen, dass es insgesamt weniger kirchliche Orte geben wird. Die Kirche sollte dann aber gleichzeitig für ein starkes Mobilitätsnetzwerk sorgen, sodass jede und jeder zu dem kirchlichen Ort seiner Wahl gelangen kann.
In ihrer vierten These zeigte Prof. Uta Pohl-Patalong auf, dass der Schwerpunkt mehr auf die Gestaltung subjektorientierter und spiritueller Formen gelegt werden müsse. So könne es künftig verschiedene Arten von Gottesdiensten geben, um unterschiedliche Zielgruppen individueller anzusprechen.
Die Professorin sprach sich in der fünften These dafür aus, kirchliche Berufe mehr von den Aufgaben her zu denken. Wenn kirchliche Orte unterschiedliche Schwerpunkte festlegen würden, dann könnten neu zu besetzende Stellen zielgerichteter ausgeschrieben werden. Pfarrerinnen und Pfarrer könnten sich dann stärker auf ihre persönlichen Stärken fokussieren. Damit einher geht auch die Idee, Multiprofessionelle Teams aufzubauen. So könnten Pfarrpersonen Aufgaben an andere Personen ihres Teams abgeben, die sich dann beispielsweise um die Verwaltung oder das Gebäudemanagement kümmern. Hier müsse eine Entwicklung hin zu mehr Kooperation entstehen.
In der letzten These sprach sich Prof. Uta Pohl-Patalong dafür aus, neue Formen von Kirche auch tatsächlich umzusetzen. Dafür werde ein breiter Beteiligungsprozess benötigt und transparente Entscheidungsstrukturen. Es könne auch nicht alles Neue gleichzeitig umgesetzt werden. Wichtiger sei es, das Alte vorerst zu behalten und gleichzeitig neue Strukturen aufzubauen. Dabei müsse auch eine Kultur der Fehlerfreundlichkeit entstehen und Experimente müssen mehr wertgeschätzt werden.
Grundsätzlich betrachtet Prof. Uta Pohl-Patalong das Ziel der Landeskirche Braunschweig, bis 2030 den Zukunftsprozess umzusetzen, als ehrgeizig aber sinnvoll. Denn derzeit erreichen Gemeinden mit ihrer Arbeit etwa zehn Prozent aller Kirchenmitglieder. Um daran etwas zu ändern müsse Abschied vom Vertrauten genommen werden. Die Kirche müsse sich ihrer Meinung nach mehr an die Interessen ihrer Mitglieder anpassen. Dafür sollte sie sich fragen, wie die Kirchenmitgliedschaft sich positiv auf das Zusammenleben der Menschen auswirken könne. Die innerliche Beziehung von Menschen zur Kirche müsse wieder gestärkt, die Relevanz der Kirche erhöht werden.
Die Veranstaltung im Theologischen Zentrum ist als Auftakt zu sehen. Es ist geplant, die Reihe fortzusetzen, indem die Aufzeichnung des Vortrages von Prof. Uta Pohl-Patalong gezeigt wird. Die nächsten Termine sollen sich neben den Hauptamtlichen auch an Ehrenamtliche und an die interessierte Öffentlichkeit richten.
Den gesamten Vortrag von Prof. Uta Pohl-Patalong finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Landeskirche Braunschweig.
Eindrücke der Veranstaltung im Theologischen Zentrum





